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Helium | Äquivalente Narkosetiefe | Sauerstoffanteil | minimale Einsatztiefe | Dekompression | Fazit So, alles schön und gut, aber ich würde jetzt gerne einen langen, tiefen Tauchgang machen wollen. Luft ist durch den hohen Narkosefaktor ungünstig, Nitrox durch die Tiefengrenze des PO2 völlig ungeeignet. Wie machen wir das also ? Ich sagte bereits, dass der Körper nur ausschließlich Sauerstoff benötigt und der Stickstoff lediglich eine verdünnende Funktion hat. Warum also nicht den nachteiligen Stickstoff gegen ein anderes Gas austauchen. Aber welches ? Hier bieten sich diverse Edelgase an. Argon hat einen höheren Narkosewert als Stickstoff, scheidet also aus. Neon hat nur einen sehr geringen Narkosewert, ist aber sehr sehr teuer, die 50 Liter Flasche so ca. 600 € und damit für eine private Nutzung denkbar ungeeignet. Wie man vielleicht schon mal gelesen hat, ist Helium das Gas unserer Wahl. Ein um den Faktor vier geringerer Narkosewert gegenüber Stickstoff und, was auch nicht zu verachten ist, eine wesentlich geringere Molekulardichte, zeichnen dieses Gas aus. Das bedeutet, Helium ist unter Druck, der ja nun mal beim Tauchen herrscht, um ein vielfaches leichter zu atmen als Stickstoff. Gut, man nimmt also Helium und Sauerstoff und fertig ist das Gas zum Tieftauchen, auch Heliox genannt. Helium hat aber auch Nachteile. Es sättigt sich im Gewebe schneller als Stickstoff auf und auch wieder ab, was bedeutet, dass die Blasenbildung stärker sein kann. Man muss also seine Aufstiegsgeschwindigkeit konservativer planen. Zum anderen bewirkt Helium, unter Druck geatmet, das HPNS, das High Pressure Nervous Syndrome, welches sich durch krampfartige Anfälle in großen Tiefen bemerkbar macht. Das erkannte auch früh das Militär, welches schon in den 60'er Jahren mit Heliox tauchte, und entwickelte eine Lösung, die auch dem Privatmann entgegenkam. Man setzte wieder Stickstoff hinzu, der zwar die bekannten Nachteile mit sich brachte, jedoch die Narkosewirkung war durch die Dosierung im Gas kontrollierbar, und das HPNS des Heliums wieder unter Kontrolle. Das Trimix war geboren. Ich sagte Vorteile für den Privatmann, da man hier beim Mischen als Basis Pressluft verwenden kann, mit Sauerstoff toppt und zum Schluss das Helium auffüllt. Desweiteren ist das Helium im Gegensatz zu Luft und Sauerstoff immer noch recht teuer, die 50 Liter Flasche so ca. 100 €, so dass eine Füllung Heliox schon ganz schön ins Geld gehen würde. Gas mischen ist jedoch nur etwas für Profis, also FINGER WEG !! Macht einen Gasblenderkurs vor sowas !! Gut, Trimix besteht also aus Sauerstoff, Stickstoff und Helium. Die Bezeichnung von Trimix leitet sich von seinen Bestandteilen ab. Ein Trimix 21/40 hätte z.B. 21% Sauerstoff und 40% Heliumanteil. Der Rest, hier 39%, ist der Stickstoffanteil. Was muss man jetzt alles beachten, um einen Tauchgang zu planen ? Da ein Teil des im Atemgas enthaltenen Stickstoffs durch Helium ersetzt wird, kann man auch hier die äquivalente Narkosetiefe ausrechnen, also wie tief man mit Luft tauchen müsste, um den gleichen Narkoseeffekt zu haben als mit dem Trimix auf der geplanten Tiefe. Nehmen wir an, ich will mit einem Trimix 21/40 einen 55 Meter Tauchgang durchführen.
Diesen Stickstoffpartialdruck hätte also Preßluft auf einer Tiefe von 22,2 Metern. Hier kann man gut erkennen, das wir mit einem Trimix 21/40 auf 55 Metern Tiefe so narkotisiert sind, wie mit Pressluft auf 22 Metern. Das ist doch schon mal was. Diese Narkosetiefe ist durch den variablen Stickstoffanteil frei wählbar; sie wird aber zumeist mit max. 30 Metern geplant, um den Tiefenrausch in Grenzen zu halten. Bei dem Sauerstoffanteil ändert sich nicht viel im Gegensatz zum Nitrox. Da man Trimix zumeist zum Tieftauchen verwendet, wird hier der Sauerstoffanteil nahezu nie über 21% liegen, eher darunter. Gemische mit 21% O2 werden auch normoxische Gase genannt (von normal). Bei dem Beispiel von oben hätten wir folgenden PO2 auf 55 Meter.
Wir würden also noch locker unter dem Maximum von 1,6 bar PO2 bleiben, aber was ist, wenn wir nun noch tiefer tauchen wollen ? Nehmen wir an, ich will einen richtig brutalen Tieftauchgang auf 90 Meter zu einem Wrack in kaltem Wasser machen. Mit dem Erreichen der 66 Meter Marke würde ich mit einem normoxischen Gas (21% O2) unseren höchsten PO2 von 1,6 bar erreichen. Dazu sind sogar noch die Umgebungsbedingungen alles andere als optimal, so das man hier lieber mit einem geringeren PO2 tauchen möchte. Was liegt also näher, als den Sauerstoffanteil im Gas zu reduzieren ? Wenn wir auf der Tiefe einen maximalen PO2 von 1,4 bar haben wollen, so müssen wir den Sauerstoffanteil wie folgt berechnen.
Unser Sauerstoffanteil muss also 14% betragen, um auf 90 Meter Tiefe einen PO2 von 1,4 bar zu haben. Hier wirft sich jedoch ein neues Problem auf. Alle Atemgase, die einen Sauerstoffanteil unter 16% haben, sind an der Oberfläche nicht mehr atembar. Es handelt sich hierbei um sogenannte hypoxische Gemische, man würde ganz einfach Atemnot verspüren und ersticken, falls man das Gas an der Oberfläche atmen würde. Die Bergsteiger haben in großen Höhen ganz ähnliche Probleme, siehe die Besteigungen des Mount Everest mit Sauerstoffmasken. Hier hilft uns aber wieder ein kleiner Trick. Wenn das Gas an der Oberfläche bei einem Umgebungsdruck von 1 bar nicht mehr atembar ist, bei welcher Wassertiefe ist es dann, bedingt durch den höheren PO2 unter Wasser, wieder zu atmen ? Das kann man natürlich auch ausrechnen. Man nennt die ganze Sache minimale Einsatztiefe und geht hier meistens von einem PO2 aus, der mindestens bei 0,21 bar liegt, also wie bei Luft an der Oberfläche.
Man müsste also auf mindestens 5 Meter Tiefe sein, um an dem gewählten Gas nicht zu ersticken. Hier taucht man in der Praxis mit dem schwächsten Nitrox ab, das man ja für die Dekompression mit sich führt, und wechselt dann später auf das Trimix. So, nun sind wir ja fast durch, aber wie sieht es denn jetzt mit dem Heliumanteil im Trimix aus ? Hier sollte man sich an Standardgemische halten, wie 10/70, 15/55, 21/35, oder wie man das auch immer bei der ja immer noch nötigen Ausbildung lernt. Später kann man sich ja auch seine Lieblingsgemische aussuchen, um die Gaslogistik und die Dekotabellen irgendwann auswendig zu können. Hier streiten sich wieder die Gelehrten und habe auch keine Lust, mich jetzt hier noch zu dem Thema auszulassen. Zu ausführlich, das wäre noch mal so viel wie alles zusammen. Hierzu gibt es einen vielseitige Auswahl von Informationen im Web von Leuten, die sich mit dem Thema ausgiebig beschäftigen. Hier sind nur mal ein paar zur Auswahl. http://www.waldbrenner.de/db8us/deco99.htm http://www.cisatlantic.com/trimix/diving.htm http://home.adelphia.net/~robworld/ Als generellen Angelpunkt kann ich auch hier wieder nur http://www.tec-links.de empfehlen. Es ist nicht das Atemgas, was den Tec-Taucher ausmacht, es ist eher die Art an den Tauchgang heranzugehen. Eben mal einen 70m Mischgastauchgang zu machen ist nicht drin, das hat schon vielen Tauchern das Leben gekostet. Dazu gehört eine vernünftige Planung, konservative Herangehensweise und noch mehr Erfahrung, Ausbildung und Übung bei der Durchführung solcher Tauchgänge. Ich möchte hier noch einmal ausdrücklich auf die Ausbildungsorganisationen verweisen, dieser Artikel soll keinen motivieren, sich eine Flasche Mischgas zu besorgen und darauf los zu tauchen. Ich verachte solche selbstmörderischen Aktionen und distanziere mich hier auch ausdrücklich von Leuten, die der Meinung sind, "das geht schon irgendwie" und ohne vernünftige Ausbildung auskommen wollen. Trimix Tauchgänge sind IMMER dekompressionspflichtige Tauchgänge, die ohne entsprechende Ausbildung und Erfahrung nicht sicher durchgeführt werden können. Sicher ist Ausbildung teuer, aber was ist dir dein Leben wert ?
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last update: 29.06.2003 © Rüdiger Roxlau
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